Projekt des Monats Mai 2022

Mit maßgeschneiderten Milchprodukten der Fettleber vorbeugen: Forschungsteam untersucht Einfluss von Milchproteinkompositionen auf Glucosestoffwechsel

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Die nicht-alkoholische Fettleber (Non-Alkoholic Fatty Liver Disease = NAFLD) gehört weltweit zu den häufigsten chronischen Lebererkrankungen: Ein Viertel der erwachsenen Weltbevölkerung in Deutschland über 30 Jahren ist betroffen und bereits jedes dritte übergewichtige Kind leidet an dieser Krankheit – mit steigender Tendenz. Die negativen Auswirkungen betreffen neben der Leber den gesamten Körper, weil Fetteinlagerungen in der Leber unter anderem zu den Hauptursachen für Diabetes mellitus Typ 2 zählen. In den meisten Fällen entsteht die nicht-alkoholische Fettleber als Folge des sogenannten Metabolischen Syndroms, das – in Folge von Bewegungsmangel und einer zu hohen Kalorienzufuhr – durch Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck und einen gestörten Glucosestoffwechsel in Form einer Insulinresistenz gekennzeichnet ist.

Die NAFLD-Therapie zielt in erster Linie auf eine Lebensstil-Veränderung mit mehr Bewegung, Gewichtsreduktion und einer fettarmen und kohlenhydratmodifizierten Ernährung. Doch die steigenden Zahlen von Erkrankungen zeigen, dass die Bereitschaft hierzu gering ist. Ein weiterer Ansatz ist eine proteinreiche Ernährung: In klinischen Studien konnten positive Wirkungen auf das Körpergewicht, die Inflammation und die Insulinsensitivität nachgewiesen werden.

Diesen Ansatz verfolgt derzeit ein Forschungsteam der Charité und der TU Berlin: Die Forscher untersuchen gemeinsam die gesundheitlichen Auswirkungen von maßgeschneiderten Milchproteinmahlzeiten auf den Glucosestoffwechsel anhand von endokrinologischen und weiteren metabolischen Parametern. Sie wollen insbesondere den Einfluss eines milchproteinreichen Frühstücks auf den weiteren Blutzuckerverlauf unter die Lupe nehmen.

Nicht nur vor dem Hintergrund, dass viele Milchprodukte – wie Käse, Quark oder Ricotta – sich von Natur aus durch einen hohen Proteingehalt auszeichnen, sind Milchproteine eine ideale Basis für eine effektive Fettleber-Therapie: So bewirkte der Verzehr eines Milchproteinpräparats zum Frühstück im Vergleich zu einem erbsenproteinbasierten Produkt eine 50 %ige Reduktion des Insulinbedarfs bei der nachfolgenden Mittagsmahlzeit. Dieses Phänomen, der sogenannte second meal effect, das im Rahmen des Vorhabens näher untersucht werden soll, ist vermutlich abhängig von der Zusammensetzung und der Resorption von Aminosäuren. Das Milchprotein Casein und Molkenprotein unterscheiden sich sowohl in ihrer Aminosäurenzusammensetzung als auch in der Resorptionsgeschwindigkeit. Es ist von einer synergistischen Wirkung von "schnellen", löslichen Molkenproteinen und "langsamen" Caseinen auszugehen – die den Weg für maßgeschneiderte Milchproteinkompositionen frei macht.

Welches Casein-Molkenprotein-Verhältnis bei einem Metabolischen Syndrom am wirksamsten ist und ob die Zufuhr der Komposition zum Frühstück besonders günstig ist, werden die Ergebnisse des IGF-Projekts unter vielen anderen aufzeigen. Für viele Menschen, die bereits an einer Fettleber erkrankt sind oder entsprechend vorbeugen wollen, kann der Verzehr von maßgeschneiderten Milchprodukten künftig ein sinnvoller Ansatz sein.

Profitieren werden davon auch insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), da die Komposition von Milchproteinen in maßgeschneiderten Proteinmahlzeiten vielfältige Anwendungs- und Produktentwicklungsmöglichkeiten auf dem wachsenden Markt der proteinreichen und proteinangereicherten Milcherzeugnisse bietet.


Informationen zum IGF-Projekt AiF 21701 N "Einfluss der Proteinkomposition in Milchprodukten auf den Glucosestoffwechsel zur Prävention von Leberverfettung"


... ein Projekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)

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